Flächendeckende iPads machen noch keine (gute) digitale Bildung
Zahlreiche Kommunen haben – auch beschleunigt durch die anhaltende Corona-Pandemie – in den vergangenen anderthalb Jahren die Schüler (nahezu) flächendecken mit iPads oder Schülerlaptops ausgestattet. Auch die letzten Kommunen sind inzwischen so weit, dass alle Schüler:innen bis zum Ende diesen, Anfang kommenden Jahres ausgestattet sein werden. Aber dies genügt nicht, will man auch einen guten digitalen Unterricht anbieten. Die drei wesentlichen Stichworte lauten hier Infrastruktur, Lehrerbildung und digitale Lehrpläne.
So fällt den ersten Kommunen inzwischen auf, dass die WLAN-Ausleuchtung und auch die Netzwerke in den Schulen leider nur auf 30 – 60 Lehrer:innengeräte ausgelegt sind. Nun, da die Schüler:innen vollausgestattet, oder nahezu vollausgestattet sind, merkt man dort auf einmal, dass auch ein Netzwerk und ein WLAN-Zugangspunkt physikalische Grenzen hat. Die nächste Kostenwelle wird also auf zahlreiche Kommunen zurollen, wenn es darum geht auch die physikalische Infrastruktur auf die neuen Gegebenheiten anzupassen. Auch das Spannungsfeld der eingesetzten Software ist groß. Einen einheitlichen Standardsatz an Lernsoftware gibt es faktisch nicht.
Ein einheitlicher Satz eingesetzter Software ist jedoch unbedingt notwendig, will man als Bildungsministerium eines Landes einheitliche digitale Lehrmittel entwickeln und zur Verfügung stellen. Zudem würde dies – aufgrund der schieren Menge – zahlreiche Synergieeffekte mit sich bringen und die Lizenzkosten dramatisch senken. Die Finanzierung muss hier außerdem mitberücksichtigt werden. Auch wenn Diese zweitrangig ist und das gute Lernergebnis im Vordergrund steht. Ohne Frage ist dies also ein Muss in einer modernen, digitalen Schullandschaft. Aber wie digitalisiere ich Schulbücher? Dies zu beantworten, würde wohl einen eigenen Blogbeitrag füllen. Die iPads stellen leider den zweiten Schritt dar, während man diesen ersten Schritt schlicht übersprungen hat. Dies wird daher ein wesentliches Thema für eine künftige Landesregierung sein müssen.
„Vernachlässigt hat man während der Ausgabe von immer mehr Geräten aber nicht nur die Entwicklung digitaler Lerninhalte, sondern auch die Weiterbildung der Lehrkräfte und Eltern. So ist der Großteil der Schüler:innen im Umgang mit den Geräten um ein vielfaches versierter, als die Lehrer:innen.“
Dies muss sich in den kommenden Jahren dahingehend umkehren, dass die Vermittlung der notwendigen Medienkompetenzen bereits als schleichender Prozess im Rahmen des ebenfalls digitalen Unterrichtes erfolgt. Die Bedienung einer Internetsuche ist hier noch das einfachere Thema. Viel zentraler ist zum Beispiel die Frage wie ich valide, fachlich fundierte Sucherergebnisse von Fehlerhaften, oder auch Fake News unterscheiden kann.
Ofen ist bislang die Digitalisierung der Berufsschulen. Auch wenn hierzu gesagt werden muss, dass zahlreiche Kommunen das Thema bereits auf dem Schirm und im Rahmen ihrer eigenen Aufgaben mitberücksichtigt haben. Zu erwarten ist jedoch auch hier eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungswege, die sicherlich auch wieder auf den Punkt der Standardisierung, zumindest im Bereich der verwendeten Software, gebracht werden müssen.
„Abschließend möchte ich aber auch noch einmal besonders auf die Risiken und Suchtpotentiale im Zusammenhang mit Medienkonsum eingehen. Hier ist es notwendig die Aufklärung durch Kampagnen, aber auch Schulungen zu verstärken. Man kann und muss der zunehmenden Mediensucht entgegenwirken.“
Insbesondere wenn Kinder und Jugendliche künftig noch früher und intensiver mit der Nutzung unterschiedlichster Medien aufwachsen werden, weil diese, Teil der Lernstrategie geworden sind.